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KF Tirana vs Ferencvárosi TC

  1. Datum 27.07.2004, Uhr
  2. Ort Tirana
  3. Stadion Qemal Stafa » Besuchte Spiele
  4. Liga CL-Qualifik.
  5. Ergebnis 2 : 3 (0 : 1)
  6. Zuschauer 3.000

OSMAN BÁ, OSMÁN BÁ, OSMÁN BÁ!

Endlich, ENDLICH war es soweit: Die 2. Runde der Champions League Quali führte Franzstadt in die albanische Hauptstadt Tirana und so ein Spiel ist natürlich Pflicht! So machte ich mich um 11 auf den Weg zum Einkaufen und mit 4 Bier und einer Flasche Kurzem erreichte ich gegen Mittag den Treffpunkt an einer kleinen Trinkeinrichtung am Stadion. Da war ich aber noch der einzige, also drehte ich noch eine Runde im Park und erleichterte meinen Rucksack um 1-2 Schlücke Alkohol... Um 13 Uhr war ich dann wieder am Treffpunkt und war nicht mehr allein, man begrüßte sich und trank an der Bude noch ein paar Bierchen, bevor man sich dann mit dem ganzen Gepäck zum Abfahrtsort am Vereinsheim begab. Und wenn ich Gepäck schreibe, meine ich Alkohol. Und wenn ich Alkohol schreibe, meine ich reichlich Alkohol, kanisterweise billiger Wein(auch genug qualitativ höherwertige Weine), palettenweise Bier und natürlich mehr als genug Hochprozentiges... Leider war mein Biervorrat jetzt schon nahezu erschöpft also schloss ich mich einer Gruppe Einkaufswilliger an und kam mit Bier zurück. Um 15 Uhr sollte eigentlich Abfahrt sein, aber 20 nach 3 war immer noch kein Bus zu sehen. Telefonisch erfuhr man, dass unser Bus eine Panne hatte und wir einen anderen kriegen würden. Der kam eine Viertelstunde später auch an, war aber etwas anders als wir uns gedacht hatten. Ein mindestens 25 Jahre alter oldschool Bus vom feinsten, natürlich ohne Toilette an Bord, was der Tour einen Bonuspunkt mehr geben sollte, man lese weiter... Ich brauchte dank Flüssignahrung keine halbe Stunde um erstmals lautstark nach einem Klo zu verlangen, und wenig später war ich nicht mehr der einzige. Aber Anhalten? Keine Chance, also übten wir uns zum ersten(und nicht zum letzten) Mal auf der Tour in alternativen Wasserlasspraktiken. Da der Alkohol weiter in Strömen floss, kamen wir aber kurze Zeit danach nicht mehr um ein Pipipäuschen herum und auch dieses sollte sich noch einige Male wiederholen... :)

Am Abend erreichten wir die Grenze und eine mit ungarischer Musik unterlegte durchzechte Nacht später waren wir mitten in Serbien und mussten mal wieder eine Pipipause einlegen. Die wurde kreativ genutzt, wurde doch ein etwas abseits parkender Bus kurzerhand in eine Toilette umfunktioniert. Dann hatte unser Bus aber keinen Bock mehr und gab irgendwo auf einem Berg erstmal seinen Geist auf. Da ich zu der Zeit noch relativ weit vorne im Bus saß, sah und roch ich den rauchenden Motor nur draußen, sollte aber im Verlauf der Tour noch in den vollen Genuss kommen... Wir kamen langsamer voran als gedacht und machten uns deshalb ein wenig Sorgen, als unser türkischer Busfahrer Osman bá, dem wir bei der Reparatur näher kamen, etwa 20 Minuten brauchte, um unser Gefährt wieder auf Trab zu bringen. Aber es ging weiter und fortan kamen wir mit másik bá ("der andere" bá), vor allem aber mit Osman bá, ins Gespräch und lernten seine Eigenheiten kennen (und fürchten). Er raste die Serpentinen nur so herunter und dass er getrunken hatte, war für ihn kein Problem, einige seiner Fahrgäste fürchteten allerdings um ihr Leben, fuhr er doch nicht unbedingt vorsichtig und ging es doch sehr steil bergab neben der Straße... Man dachte darüber nach, wie man es hinkriegen könnte, auf der Rückfahrt, wenn es dunkel sein würde, nicht hier lang zu fahren... In einer Stadt Richtung Grenze verfuhr sich "unser Vater Osman bá" (Liedgut) mehr als einmal, aber er wäre ja nicht unser Osman bá, wenn er den Weg schließlich nicht doch gefunden hätte. Daran glaubte erst so gut wie keiner, denn die Wege, die wir befuhren, sahen nicht aus, als ob am Ende irgendwo die serbisch-albanische Grenze wartet. So war es dann doch und nach ewig langem Herumstehen dort waren wir in Albanien. Der Organisator der Fahrt forderte Disziplin und war strikt gegen Päuschen, als wir aber direkt nach der Grenze kurz anhielten, war erstaunlicherweise der komplette Bus am Urinieren *G* und der ganze Müll, der sich im Gang angesammelt hatte (der Bus sah echt aus wie sau!) wurde semi-umweltfreundlich entsorgt. Von meinem Platz verdrängt fand ich hinten im Bus Asyl und war somit auch näher dran am Alkoholvorrat, von dem vorne schon alles aufgebraucht war - ich hatte schon irgendwo in Ungarn (kurz nachdem mein Sitz aus der Halterung brach und ich "etwas" schief sitzen musste) mein Mitgebrachtes verzehrt - und trank bei anderen mit. Durch wirklich extrem heruntergekommene, ärmliche, zerstörte Gegenden, wo aber hin und wieder auch ein neu gebautes, reich aussehendes Haus auftauchte, fuhren wir Richtung Hauptstadt. Aber wirklich schnell kamen wir nicht voran, da die "Straßen" zu 90% dermaßen kaputt waren, dass bei Tempo Ü-80 unser Bus mit großer Wahrscheinlichkeit auseinander gefallen wäre... Karren mit Eseln vorgespannt, überall Müll und Dreck auf den Wegen, Gebäude ohne Fenster und Türen und Geschäfte, die diese Bezeichnung nicht verdienen, so was hatten wir noch nicht gesehen. So wie die Leute auf der Straße ihren ungläubigen Blicken nach zu urteilen wohl noch nie einen Reisebus haben vorbeifahren sehen... Das geplante Baden im Meer entfiel aus Zeitmangel und in Tirana angekommen, wo nur die Gegend um das Stadion herum halbwegs vernünftig aussah (zumindest gab's Palmen, YEAH), fuhr man dank Wegbeschreibung einiger Einheimischer sofort zum Stadion, wo man eineinhalb Stunden vor Anpfiff ankam.

Direkt gegenüber eine Art McDonalds (mit einem komischen K statt dem M), in dem es aber auch Pizza zu kaufen gab und endlich vernünftige Toiletten. Die halbe Truppe stürmte die Örtlichkeiten, ich wollte Geld wechseln und unser Ultrafotograf Detre kam mit. Bank und die ersten paar Wechselstuben waren zu, aber nach kleinem Fußmarsch fanden wir ein geöffnetes Teil und wir konnten an einem Stand in heimischer Währung (1 Leke sind ca. 2 Forint - SCHANDE!) Pizza kaufen, vom Preis her kaum billiger als in Ungarn. Danach wollte ich das überall beworbene Tirana Bier und Postkarten erstehen, aber Tirana Bier gab es nirgends und auch eine Post konnten wir nicht ausmachen. Karten bekamen wir dann in einem Buchladen mit einer nicht üblen blonden Bedienung, aber die Pizza-Olle war einen Tick besser. In einem etwas größeren Laden, zu dem uns ein Soldat den Weg wies, holte ich ein paar Büchsen serbischen Biers und zurück zum Stadion. Auf dem Weg noch bei Osman bá vorbeigeschaut, dem ich einen Euro lieh, damit er herumstreunenden Kinderverkäufern eine Packung Tabak abkaufen konnte. Detre ging seines Weges in den Innenraum und ich zur Kasse, wo ich mit 50 Albanern anstehen durfte. Ging natürlich nicht, ich hatte noch 10 Minuten zum Anpfiff, also fix vorgedrängelt und ne Karte gesichert. Den albanischen Freund und Helfer gefragt, wo denn der Gästeblock sei, schickte er mich erstmal in die völlig falsche Richtung. Auf der anderen Stadionseite angekommen fragte ich einen Ordner und wies auf meinen grün-weißen Schal, aber der hatte keine Ahnung was ich wollte. Ein Fan kam mir "zu Hilfe" und meinte ich sollte mit ihm da die Treppe hoch. Toll, als ich drin war, war mein Ticket zerrissen und ich stand auf der Gegentribüne im Heimblock und das Spiel lief bereits - YEAH! Wieder raus traf ich Detre, der auch nicht mehr Glück hatte als ich und wir gingen vor zur Haupttribüne, wo ich eben unsere Jungs erblickt hatte. Detre ging weiter, ich zum Aufgang zur Tribüne, wo ich ein wenig mit meinem Schal rumfuchtelte und den Leuten versuchte beizubringen, dass mein Ticket gerade auf der anderen Seite zerrissen wurde. Diese verstanden zwar nichts aber sie ließen mich durch und oben am Eingang stand ich mit 20 Albanern und ein paar Polizisten vor verschlossenen Toren. Da die Fradi Fans noch ein Stück weiter links standen, dachte ich es gäbe noch einen Eingang und ging die Wand entlang, aber da war nichts. Also wieder zurück und wieder mit dem Schal rumfuchteln und irgendwas von "billeti" erzählen was die sowieso nicht verstehen. Die Polizei öffnete mir dann und quer über die Haupttribüne marschierte ich zu meinen Leuten, die man in eine Ecke der Tribüne gestellt hat, einen Gästeblock gab's nicht... Ich erfuhr, dass ich das Intro verpasst hatte, es gab ordentlich Rauch in Rot-Weiß-Grün, und kurz nach mir erschien unten auf der Laufbahn unser Fotograf. Toll, wegen diesen Helden von Ordnern und Polizisten, die nicht in der Lage sind uns den Weg zu sagen, kommen wir beide 10 Minuten zu spät und verpassen das Intro! HASS!!!

Latte, es wurde noch ein grüner Topf gezündet und unsere 11 unterstützt. Der Gesang war nicht überragend, aber mit ein paar Päuschen haben wir 90 Minuten durch supportet und waren doch zu vernehmen. Von den Ultras Tirana, die mit ihrer Fahne gegenüber standen, kam alle 20 Minuten mal was, nach den Toren von Tirana wurde das ganze Stadion mal laut, aber mehr gab's da nicht. Da unsere Mannen anfangs nicht allzu viel auf die Reihe bekamen, überlegten wir uns, einfach auf Kommando einen Torjubel hinzulegen und der kam genial: auf dem Rasen passiert nichts und plötzlich brechen bei den grün-weißen alle Dämme, Hammer, die Albaner neben uns staunten nicht schlecht!! Aber wir durften dann auch wirklich noch jubeln, nach einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung verwandelte Huszti den Elfmeter und wir führten 3 Minuten vor der Halbzeit 1-0! Die Freude währte nicht lange, 10 Minuten nach Wideranpfiff kam der Ausgleich und weitere 10 Minuten später folgte das 2-1 für die Albaner. Neben uns hatten sich nach den Toren einige nicht unter Kontrolle und hatten das Bedürfnis in unsere Richtung zu gestikulieren und ihre Schadenfreude kundzutun. Freunde, kommt zum Rückspiel und habt da die große Fresse. Die komplette Kundschaft, inklusive Polizei, war nicht gerade angsteinflößend, ich glaube kaum, dass die Kollegen uns ihre Abneigung auch ins Gesicht gesagt hätten... Obwohl die Mannschaft es mit dieser Leistung nicht verdient hat, war das Ende des Spiels einfach nur HAMMERGEIL! Wir haben uns bereits mit der Niederlage abgefunden, da knallt einer der Tiranaer den Ball ins eigene Netz und wir sind nur noch am Feiern, nach so einer Leistung noch ein Unentschieden mitnehmen, geil! Aber es kam noch besser, Huszti, für uns der Mann des Spiels, markiert in Minute 93 das 3-2 und wir rasten aus! Unfassbar, so ein Spiel noch zu gewinnen, Freudentaumel pur, und unsere Freunde von nebenan, die eben noch so eine große Fresse hatten sind auf einmal ganz still! Kurz darauf Abpfiff und es war geschafft. Jetzt noch das Rückspiel einigermaßen überstehen (einen Tag davor schreib ich diese Zeilen) und die Auslosung vom Freitag nach Tirana ergab, dass wir in Runde 3 entweder nach Nicosia oder Prag dürfen. Lass Sparta weiterkommen und ich bin auch dabei! Und obwohl die Mannschaft nicht viel draufhat, glaube ich dass wir realistische Chancen auf die Champions League haben, in den letzten Jahren warteten in der 3. Quali Runde deutlich härtere auf uns, falls wir diese überhaupt erreicht haben!

Die Rückfahrt war noch ein Stück intensiver als die Hinfahrt. Bei einem Halt an einer Tanke, die Verpflegung hatte, hielten wir eine Stunde, da sich die SevenSide Essen bestellt hatte und gemütlich speiste. Währenddessen kaufte der Rest Kippen für unglaubliche 50 Cent und Alkohol ein, und als die 7 Side endlich satt war ging es weiter, auch wenn man nicht weit kam... Mindestens 3 Mal rauchte unser Bus und musste repariert werden und da ich hinten saß bekam ich das alles aus nächster Nähe mit, anders als unser Osman bá bei einer der Pannen. Hinter der letzten Reihe pennt Osman bá in seiner "Kabine" und als wir ihn wecken, dass wir fast ersticken, so penetrant raucht der Motor in Richtung Innenraum, meint er, er rieche nichts und es gäbe keinen Grund anzuhalten. Gut 15 Minuten später halten wir dann doch und mitten in der Nacht an einer Tanke namens "Kastrati" (allein der Name ist schon geil!) im tiefsten Albanien stehen wir eine Stunde, Osman bá repariert fleißig, aus dem Bus dringen schwarze Rauchwolken und unter dem Bus hat sich eine beachtliche Menge Öl angesammelt... Einen unseren Kampftrinker überkam ca. eine Stunde davor die Übelkeit (er war bei weitem nicht der einzige, dem diese Ehre zuteil wurde *G*) und er nutzte die hintere Treppe als "Lagerraum", was auch der Grund war, dass ich beim fluchtartigen Ausstieg aus dem extrem rauchenden Bus auf der Treppe ausrutschte und mir beim Festhalteversuch die Hand schnitt... Danach fuhr der Bus einigermaßen, jedoch nicht in die korrekte Richtung, auf einmal war die Straße zu Ende und vor uns nur noch Wald. Beim Drehen kippte der Bus fast, aber das nur nebenbei mal bemerkt... Unser Osman bá entschloss sich auf Grund mangelnder Ortskenntnis, einen albanischen Soldaten aufzusammeln, der uns den Weg zeigen sollte, aber als wir wieder die richtige Richtung eingeschlagen hatten und den Soldaten zig Kilometer mitgeschleppt hatten, weigerte er sich, auszusteigen und verlangte Geld, damit er den Bus verlässt, GEIL! Bei der nächsten Panne war er jedenfalls noch da, irgendwie schaffte man es dann aber doch ihn loszuwerden und man fuhr allein weiter.

An der Grenze zu Serbien dann ein ganz übler Halt! Der ganze Bus war am Saufen, seit Ewigkeiten hatte man keine mehr Pipipause gemacht und die alternativen Entleerungsmöglichkeiten waren auch alle voll. Dazu kam, dass Osman bá ein Visum brauchte, was nicht gerade zügig von statten ging. Während wir im Bus alle auf eine Rast warteten, durften wir an der Grenze nicht raus, im Büro neben uns Osman bá, der sich mit den Grenzern unterhielt, die sich ordentlich Zeit ließen, im Raum nebenan lief im Fernsehen übrigens ein Porno, und das seit mehr als einer Stunde...Spätestens als es wieder hell wurde, überkam uns wieder der Durst und man leerte alles was man in die Hand gedrückt bekam, an einer serbischen Tanke war das eine 2-Liter-Flasche Bier, Kult! Etwa zwei Stunden vor Budapest ging der Support im kompletten Bus los und es wurde geträllert was die Stimmbänder hergaben, Loblieder auf Osman bá wurden ohne Ende gedichtet, aber auch an másik bá wurde gedacht und allerlei kultiger Gesang machte die Runde. Der Spruch der Tour sollte "Álljunk már meg baz'meg!" (eine Art "Wieso halten wir nicht an verdammt!") und "Miért nem indulunk már baz'meg?" ("Wieso fahren wir nicht los verdammt?") werden, beides mindestens 80 Mal gehört auf der Tour... *G* Gegen 22 Uhr hatte man nach insgesamt 52 Stunden Busfahrt wieder Budapester Boden unter den Füßen und eine Tour hinter sich, die so schnell nicht wiederkommt! In der Metro schnorrte ich mir gut eine halbe Pulle Sekt von 2 Ischen zusammen, was mir den vollen Respekt der 5 mitfahrenden Ultras einbrachte *G* und kam gegen Mitternacht völlig fertig aber überglücklich über diese Tour, die in meinen Top 10 ganz weit oben steht, zu Hause an.

NNS

  1. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  2. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  3. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  4. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  5. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  6. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
  7. KF Tirana vs Ferencvárosi TC am 27.07.2004
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