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Gegen den modernen Fußball #2

Eigentlich sollte der Ground schon vor zwei Wochen mit dem Weltenbummler gemacht werden. Damals wurde das Spiel kurzfristig abgesagt, sodass wir stattdessen dem Auswärtsauftritt des FC United of Manchester beiwohnten. Aber aufgehoben ist bekanntlich nicht aufgeschoben und so ging es eben heute zum „kleinen Liverpool FC“, dem Affordable FC Liverpool. Ähnlich wie in Manchester gründeten auch die Liverpooler Fans im Jahr 2008 ihren eigenen Verein, welcher aber außerhalb Englands eher unbekannt ist. Wie der Name schon sagt, soll der Klub ein Sammelbecken für all die Leute bilden, die sich die sündhaft teuren Tickets nicht mehr leisten bzw. aufgrund der komplizierten Kartenvergabe nur sehr unregelmäßig das Anfield besuchen können.

Pünktlich zur Halbzeitpause betrat ich dann den Ground. Halbzeithopping? Fehlanzeige. Ich wollte mir natürlich nicht das Hertha-Spiel entgehen lassen und verpasste deshalb meinen Zug. Was soll‘s, Hauptsache drei Punkte gegen die Preußen geholt. Ohne Fahrkarte betrat ich den Zug, da der Bahnmitarbeiter am Ticketschalter mir weiß machen wollte, dass er mir keine 20 Pence Wechselgeld rückerstatten kann. Nichts Neues in England. Zum Glück war die Bimmelbahn komplett mit Liverpool-Fans überfüllt – in diesem Fall des LFC, die zum Punktspiel nach Wigan fuhren. Daher kam der Schaffner nicht bis zu mir durch. Blöd nur, dass in der englischen Bahn nicht alle Haltestellen durchgesagt werden, ich eingequetscht in einem Zwischengang stand und keine Chance hatte aus dem Fenster zu schauen. Daher hatte ich keinen blassen Schimmer, in welchem Nest ich mich nun eigentlich befand. Die um mich stehenden Bahnreisenden leider auch nicht. Und so kam es, wie es kommen musste. Ich fuhr natürlich zwei Haltestellen zu weit. Schöner Mist. 25 Minuten Wartezeit auf irgendeinem Dorf, dann ging es wieder zurück in die andere Richtung. Nach kurzem Fußmarsch in Prescot sollte ich den Valerie Park aber doch noch erreichen und sparte mir durch das späte Eintrudeln die 5 Pfund Eintritt.

Das Stadion, welches einen schönen heruntergekommenen Eindruck machte, teilt sich der AFC Liverpool mit den Prescot Cables FC. Eine hübsche alte Haupttribüne und hinter einem Tor sogar eine Stehplatztraverse, wovon die Hälfte mit verrostetem Wellblech überdacht war. Es fehlte eigentlich nur noch eine Klobasa in meiner Hand. Abgesehen von drei Rentnern, die gelegentlich ihre Rassel schwangen, kam leider keine Stimmung auf. Dass sich hier auch nur rund 100 Zuschauer einfanden war nicht verwunderlich, denn der AFC Liverpool spielt nach dem Aufstieg 2011 erst seine zweite Saison in der 9. Liga. Außerdem fehlt ihm, im Gegensatz zu Manchester, der Rückhalt aus der Liverpooler Fanszene. Nur wenige Anhänger der Reds können sich bisher mit diesem neugegründeten Verein identifizieren. Auf der Rückfahrt dann rechtzeitig ausgestiegen und zu Hause festgestellt, dass die Heimmannschaft mit 3 zu 0 gewonnen hatte.

Franz