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Gegen den modernen Fußball

Mit großer Vorfreude auf den heutigen Tag ging es für unsere Verhältnisse recht zeitig gegen 11.30 Uhr aus den Federn, wobei die Freundin meines Mitbewohners nicht schlecht guckte, als gleich zwei Kerle aus dem Zimmer kamen. Die Vorfreude war deshalb so groß, weil wir uns mit meinem Gastvater zu einer kleinen Gesprächsrunde verabredet hatten. Wir saßen bei einer Tasse englischem Tee zusammen und er gab einige Geschichten aus den alten Zeiten des LFC zum Besten. Dabei verloren wir die Zeit etwas aus den Augen und verpassten somit unseren Zug. Das nahmen wir für dieses interessante Gespräch aber gern in Kauf. So ging es eben mit dem nächsten Zug nach Northwich, wo wir nach einem kurzem Fußmarsch schließlich nur 10 Minuten nach Anpfiff den Wincham Park erreichten. Schon auf dem Weg vernahm man die ersten englischen Lieder aus den Kehlen der United-Fans.

Der Hauptgrund für die Gründung des FC United of Manchester lag bekanntlich in der Übernahme des Manchester United FC durch die Familie Glazer. Aber auch andere Gründe brachten für viele Fans das Fass zum Überlaufen. Fanunfreundliche Anstoßzeiten, seelenlose Allseater gefüllt mit konsumierendem Publikum, nervende Ordner und natürlich die absurden Eintrittspreise führten letztendlich dazu, dass im Mai 2005 der FC United of Manchester ins Leben gerufen wurde. Quasi eine Neugründung gegen den modernen Fußball. Man startete in der North West Counties Football League Division Two, der zehnten englischen Liga, und beendete die erste Saison auf Platz 1. Einige Jahre und zwei Aufstiege später spielen die Red Rebells mittlerweile im fünften Jahr in der siebten Liga. Der nächste Sprung eine Liga höher ist also längst überfällig. Punkte dafür können heute aber nicht gesammelt werden, da sich beide Vereine im Northern Premiere League Challenge Cup gegenüber stehen. An diesem Pokalwettbewerb nehmen alle Clubs aus dem Gebiet der Northern Premier League, also Siebt- und Achtligisten, teil.

Vor über 20 Jahren ist Witton Albion aus dem Stadtzentrum von Northwich in das benachbarte Wincham gezogen. Es handelt sich also um einen relativ neuen Ground, welcher eine 600 Zuschauer fassende Sitzplatztribüne vorzuweisen hat. Eine Betonmauer umgibt das gesamte Rund, weswegen man wohl keinen Schönheitspreis gewinnen würde. Obwohl das Spiel recht interessant war, da sich United nach Rückständen immer wieder rankämpfte, interessierten wir uns doch eher fürs Drumherum. So amüsierten wir uns über die Einwechselspieler, die sich auf einem Fahrradtrainer erwärmten. Und dann waren da natürlich noch die rund 100 mitgereisten United-Anhänger, die ihrem Ruf, 90 Minuten durchzusingen, gerecht wurden. Gelegentlich ließ sich auch der Heimanhang, der in der Pause geschlossen hinter das andere Tor wanderte, auf ein kleines Singduell ein. Auch wir verließen unsere angewärmten Plätze und liefen ein wenig umher. Im Gästebereich angekommen fiel sofort das jugendliche Alter der United-Fans auf, die sich auch durch die Rückstände die Laune nicht vermiesen ließen. Zu guter Letzt stattete man noch dem aus dem Innenraum begehbaren Fußballmuseum einen Besuch ab. Wobei es sich dabei eher um ein größeres Zimmer handelte. Doch egal wie klein der Raum oder wie entlegen der Ort, ein Dynamo-Wimpel war natürlich trotzdem dabei.

Dann war Schluss und ein gelungener und erlebnisreicher Tag neigte sich dem Ende zu. Man darf gespannt sein, wie viele United-Fans uns zum 60. Geburtstag unserer SGD in Dresden beehren werden. Immerhin hat der Verein über 3.500 Mitglieder. Aber eins ist gewiss. Für die an die Tiefen des englischen Amateurfußballs gewöhnten Spieler und Fans der Red Rebells wird es mit Sicherheit das Spiel des Jahres.

Franz