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AS Saint-Étienne vs Olympique Lyonnais

  1. Datum 09.12.2012, 21.00 Uhr
  2. Ort Saint-Étienne
  3. Stadion Stade Geoffroy-Guichard » Besuchte Spiele
  4. Liga 1. Liga F (Ligue 1)
  5. Ergebnis 0 : 1 (0 : 0)
  6. Zuschauer 26.579

Allez allez allez: c'est le son de l'année #9

Zum Jahresabschluss stand noch mal ein echtes Highlight an. Das „Derby du Rhône“, Saint-Étienne gegen Lyon, ist wohl das wichtigste Derby in Frankreich. Obwohl man hinzufügen muss, dass es neben dem in diesem Jahr nicht ausgetragenen „Derby du Nord“ zwischen Lens und Lille auch so ziemlich das einzige ernstzunehmende Derby im höherklassigen französischen Fußball ist. Nicht nur, dass beide Städte nur 50 Kilometer trennen. Hier treffen außerdem auch zwei Welten aufeinander. Lyon ist eine bürgerlich geprägte Metropole mit einer langen Geschichte. Saint-Étienne hingegen ist eine Arbeiterstadt, deren Entwicklung eng mit dem Bergbau verbunden ist. Trotz des Niedergangs der Montanindustrie erlebte Saint-Étienne in den 1970ern seine sportliche Glanzzeit. Man stieß 1976 bis ins Finale des Europapokals der Landesmeister vor und holte bis 1981 zehn Meistertitel. Damit ist Saint-Étienne bis heute französischer Rekordmeister. Lyon hingegen konnte erst in der jüngeren Vergangenheit sportliche Erfolge verbuchen. Dafür wurde man zwischen 2002 und 2008 gleich siebenmal in Folge Meister. In der aktuellen Saison lief es bisher für beide ganz gut. Lyon würde mit einem Sieg den ersten Platz festigen, während die Stéphanois (Étienne = Stéphan) im Falle eines Derbysiegs bis auf zwei Punkte an den Rivalen heranrücken könnten. Spannung war also garantiert.

Daher hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dieses Spiel unbedingt sehen zu wollen. Doch von Anfang an lief alles gegen mich. Erst wurde die Partie auf Sonntagabend, 21 Uhr, terminiert. Dann wurde meine mündliche Prüfung von Dienstag auf Montagvormittag verschoben, womit ich selbst mit dem ersten Zug am nächsten Morgen nicht mehr pünktlich zur Prüfung erscheinen konnte. Na gut. Die Karte war bereits bestellt, da konnte man nichts machen. Zu guter Letzt wurde am Wochenende bei der französischen Bahn mal wieder gestreikt, womit sämtliche Planungen in letzter Minute wieder über den Haufen geworfen wurden. Da auf der Strecke nach Lyon kein Regionalzug mehr fuhr, musste ich jetzt das Doppelte des Normalpreises hinblättern, um doch noch mit dem TGV über Dijon nach Lyon zu kommen. Damit waren die Kosten mittlerweile auf eine besorgniserregende Höhe gestiegen, die sogar die Ausflüge nach Berlin und Köln übertraf. Doch ich hatte im Vorfeld bereits so viel investiert, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. In Lyon bestieg ich den Bummelzug nach Saint-Étienne, wo ich schließlich eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn eintraf.

Nun musste ich aber zuerst zum Hotel, welches sich zum Glück in Stadionnähe befand. Aber natürlich verlief ich mich auf dem Weg noch mal, sodass ich erst eine Viertelstunde vor Kick-off einchecken konnte. Als ich nach einem zehnminütigen Sprint endlich das Stadion erreichte, verblieben noch wenige Minuten bis zum Anpfiff. Doch die lange Schlange vorm Eingang machte die letzte Hoffnung zunichte, diesen im Stadioninnern zu erleben. So war ich bei der Eingangschoreo auf der Gegengeraden nur Zaungast. Als ich endlich auf meinem Platz saß, musste ich zu meinem Ärger feststellen, dass eine Säule die Sicht auf den Kop Nord behinderte. Dort haben die Magic Fans ihren Stammplatz, auf den sie nach einem Neubau der Tribüne vor knapp drei Monaten zurückkehren konnten. Zuvor hatten sie ein reichliches Jahr auf der Gegengeraden ihr Dasein gefristet. Dort stehen nun die Green Angels, die andere große Ultagruppierung. Denn die Neueinweihung des Kop Nord bedeutete gleichzeitig das Ende des alten Kop Sud, Heimat der Green Angels. Der heute nur zur Hälfte gefüllte Gästeblock befindet sich in einer Ecke neben dem Kop Nord, womit man sich schön aus nächster Nähe bepöbeln kann.

Auf dem Platz konnten die Stéphanois nur eines der letzten 27 Derbys gewinnen, doch auf den Rängen sind die Kräfteverhältnisse traditionell umgekehrt. Nicht nur auf der Gegengeraden, sondern auch auf dem Kop Nord wurde zum Anpfiff eine Choreo gezeigt. Zwar stellte sich im Folgenden kein wirkliches Derbygefühl ein, was auch daran lag, dass die Gästefans kaum zu vernehmen waren. So wartete ich vergeblich auf den Schmähgesang „Emmenez-moi à Geoffroy Guichard“, den die OL-Fans für gewöhnlich in der 42. Minute – in Anspielung auf die Ordnungsnummer des Départements Loire – anstimmen. Doch wenn der Kop Nord mal so richtig loslegte, dann wurde es schon ordentlich laut. Wenn man sich noch einen prallgefüllten Kop Sud dazu denkt, dann kann man sich vorstellen, warum das Stadion als „le Chaudron“ – „der Kessel“ – bekannt ist. In der Halbzeit legten die Magic Fans sogar noch mal nach und präsentierten eine Blockfahne. Als dann zu Beginn der zweiten Hälfte ein Spieler von OL nach einer Tätlichkeit vom Platz folg, kam kurzzeitig richtig Schwung in die Bude. Rangeleien auf dem Platz, Schmähgesänge des ganzen Stadions und wenig später sogar ein Böllerwurf bei einer Ecke von OL. Dafür gab’s im Übrigen nicht mal eine Spielunterbrechung. Es gelang den Stéphanois jedoch nicht, ihre numerische Überlegenheit in Tore umzumünzen. Stattdessen ging OL mit freundlicher Mithilfe des gegnerischen Torwarts durch einen Freistoß in Führung. Saint-Étienne drückte weiter, ohne wirklich Gefahr zu erzeugen. Schließlich gingen auch einem Stéphanois die Nerven durch und er flog vom Platz. Damit war der Drops gelutscht und die OL-Spieler konnten vor dem Kop Nord den Derbysieg feiern.

Nun ging es schnurstracks zurück ins Hotel, denn am nächsten Morgen klingelte schon um 5 Uhr der Wecker. Mit dem ersten Zug verließ ich Saint-Étienne und tanzte nach vier Stunden Zugfahrt schließlich mit einer Dreiviertelstunde Verspätung zur Prüfung an. In Frankreich überhaupt kein Problem, ich musste sogar noch zehn Minuten warten. Nach erfolgreicher Absolvierung des Examens wartete sogleich eine Belohnung auf mich. Ich traf zufällig auf die Damenfraktion aus Ungarn, denen ich in der Vergangenheit des Öfteren zu ihrer großen Freude ein herzliches „Hajrá Vidi!“ entgegen geworfen hatte. Das hatten sie zuhause rumerzählt und überreichten mir nun im Auftrag irgendwelcher Verwandten einen Videoton-Schal und ein Basecap. Nagyon köszönöm!

Weltenbummler

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